Viel mehr als Hilfe beim Berufseinstieg

Der Weg von der Schule in den Beruf stellt für manchen eine große Herausforderung dar. Die Berufseinstiegsbegleitung (BerEb) an der Oste-Hamme-Schule bietet Schüler*innen Unterstützung bei der Berufsorientierung und hilft, mögliche Hürden zu überwinden. Doch sie ist sehr viel mehr als das. „Meine Tür steht immer offen“, sagt Rabea Suter. Seit August 2017 ist sie als Pädagogische Mitarbeiterin des Bildungswerks der Niedersächsischen Wirtschaft gemeinnützige GmbH (Region Verden) an der Oste-Hamme-Schule für die Berufseinstiegsbegleitung verantwortlich.

Ab Klasse 8 können die für das Programm ausgewählten Schüler*innen das verbindliche Angebot in Anspruch nehmen – mit Zustimmung der Eltern. „Die Berufsorientierung steht dabei im Vordergrund“, sagt Suter. Die Berufseinstiegsbegleitung unterstützt unter anderem beim Erreichen des Schulabschlusses, beim Finden eines passenden Berufes und bei der Ausbildungsplatzsuche sowie bei der Bewerbung. „Darüber hinaus begleite ich Schüler in den ersten sechs Monaten ihrer Ausbildung“, erklärt Suter, die rege Kontakte zu den örtlichen Unternehmen unterhält und weiß, worauf es bei Bewerbung und Vorstellungsgespräch ankommt. Auf dem Weg dorthin gilt es, auch kleine Etappenziele zu feiern. „Es ist wichtig, dass die Schüler Erfolgserlebnisse haben und positive Bestärkung erhalten“, betont Suter. Dies könne zum Beispiel eine gute Beurteilung im Praktikum sein. Die Ergebnisse werden regelmäßig dokumentiert und evaluiert. „Wir schauen immer wieder gemeinsam, was die Schüler schon geschafft haben“, so Suter. Und das ist eine ganze Menge.

„Durch Frau Suter habe ich weniger Probleme in der Schule“, erzählt ein Schüler, der aus persönlichen Gründen seinen Namen nicht nennen möchte. Nach einer sehr belastenden Mobbingerfahrung habe die Berufseinstiegsbegleiterin ihn mit ihrer offenen und positiven Art motiviert: „Ich habe wieder Spaß am Leben.“ Diese Erfahrung zeigt, dass Rabea Suters Arbeit weit über die Unterstützung beim Berufseinstieg hinaus geht. Auch bei persönlichen Problemen hat sie stets ein offenes Ohr für die Schüler. „Manchmal kommen Schüler in der Pause einfach so in mein Büro.“ In Gesprächen erfährt sie vieles darüber, was die Schüler*innen beschäftigt und was sie von ihren eigenen Zielen ablenkt. Gerade diese persönliche Basis, die enge Vernetzung auf allen Ebenen, sei eine gute Ergänzung zu der Berufsberatung der Agentur für Arbeit, die in der Regel einmal monatlich angeboten werde.

Sie steht auch mit den Eltern und den jeweiligen Klassenlehrern in ständigem Kontakt. Auch mit Schulsozialpädagogin Claudia Leißner arbeitet sie, vor allem bei schwerwiegenderen Schülerkonflikten, zusammen. „Ich versuche, die Kommunikation mit zu unterstützen“, sagt sie. Dazu gehört die Abstimmung von Terminen zum Elternsprechtag ebenso wie die Betreuung der Schüler*innen im Praktikum oder die gemeinsame Fahrt zur Ausbildungsmesse nach Zeven oder Bremervörde. Bei Bedarf zeigt sie den Schüler*innen auch, wann und wo der Bus abfährt, der sie zu ihrem Praktikumsplatz bringt. Im Zweifelsfall fährt sie die Strecke auch mit ihnen ab, damit zum Praktikumsbeginn wirklich nichts mehr schiefgehen kann – alles keine Selbstverständlichkeiten.

Schüler, Eltern und Lehrer wissen diesen Einsatz sehr zu schätzen. „Frau Suter ist immer für uns da“, betont eine Schülerin aus Klasse 9. Im oftmals hektischen Schulalltag sind viele kleine und große „Brände“ zu löschen. Da wird dringend Hilfe für ein bald anstehendes Referat benötigt oder ein Materialordner soll bis Ende der Woche auf Vordermann gebracht werden. Sogar in den Ferien bietet Rabea Suter ihre Hilfe an. In den Herbstferien nutzten mehrere Schüler*innen das Angebot, gemeinsam an den Praktikumsberichten zu arbeiten. „Bei der Arbeit in Kleingruppen lernen die Schüler auch, Verständnis füreinander zu entwickeln, Verantwortung zu übernehmen und sich gegenseitig zu helfen“, sagt Suter.

Die Berufseinstiegsbegleitung ist für die Eltern kostenlos. Die Finanzierung erfolgt durch die Bundesagentur für Arbeit und Mittel des Bundes aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) – noch, aber die Zukunft ist ungewiss. In diesem Sommer konnten an der OHS schon keine neuen Schüler*innen mehr in das Programm aufgenommen werden.  Eines ist jedoch sicher: Ein Aus wäre ein großer Verlust – für Schüler, Eltern und Lehrer.

„Das Programm der Berufseinstiegsbegleitung ist ein unschätzbarer Gewinn für die Oste-Hamme-Schule und Rabea Suter ein echter Glücksfall bei der Unterstützung unserer Schüler*innen im  Übergang von der Schule in die Berufswelt“, sagt Marliese Eckhof, Fachbereichsleiterin Arbeit/Wirtschaft-Technik an der Oste-Hamme-Schule. Eine so intensive, individuelle und auch flexible Begleitung und Förderung von Schüler*innen, wie von ihr geleistet, sei den Lehrkräften im Schulalltag nicht möglich. „Denn wir müssen uns über den Unterricht hinaus um eine Vielzahl von Schüler*innen mit ihren vielfältigen Problemen kümmern, so dass eine derart persönliche Betreuung häufig zu kurz kommt.“  Gleichzeitig sei Rabea Suter eine wichtige Vermittlerin zwischen Schüler*innen, Erziehungsberechtigten, Lehrer*innen, Betrieben und Institutionen. Sie schaffe es, diese Schüler*innen im wahrsten Sinne des Wortes „an die Hand zu nehmen“, sie auf den Weg ins (Berufs-) Leben zu bringen und auf diesem auch noch ein Stück zu begleiten.